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„Das mittlere Rheintal gehört zu den schönsten Regionen Deutschlands“ (Kassetten-Rückseite), die Anerkennung als Unesco Welterbe ist sicherlich gerechtfertigt. „Heute gehören die Rheinstrecken zu den meist befahrenen Verkehrswegen im Netz der DB“ (Kassetten-Rückseite), „… die Züge fahren im Blockabstand …“, „… die Züge fahren dicht an den Häusern vorbei …“ Kommentare im Film). Das Foto auf der Rückseite der Kassette zeigt diesen Gegensatz, dieses Dilemma sehr deutlich … In diesem Film sind eine große Anzahl unterschiedlicher Zuggattungen im Mittelrheintal (rechts- und Link"srheinisch) unterwegs, der Eisenbahnfreund kann und darf darüber begeistert sein. Hier gibt es alles, was einmal war und wie es heute zu sehen ist,- von historischen Szenen in Schwarz-Weiß aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts über die 1980er und 1990er Jahre bis hin zu den aktuellen modernen Fahrzeugen. Aufnahmen aus den unterschiedlichen Epochen wechseln sich häufig ab, Langeweile kommt nicht auf, Wiederholungen von Zug-Vorbeifahrten und Kamera-Einstellungen treten nicht auf. Für den Rezensenten bleibt eine (vorsichtige!) Frage: Hätte man dieses umfangreiche Film-Material nicht auch in einer zeitlichen Abfolge ordnen können? Wie dem auch sei – die Qualität der Aufnahmen, ihr Informationsgehalt und ihre ästhetische Wirkung (Bahn plus Landschaft) sind nicht in Frage zu stellen. Koblenz und Bingen sind die Endpunkte, dazwischen spielt sich das Bahn-Geschehen ab. Nicht nur einzelne Züge stehen im Focus, sondern auch manch Sehenswertes drumherum: Rheinhochwasser (die 140 fährt wie ein Schiff in den Bahnhof Bingen ein - mit Bugwelle!), Gleisbau und Ausbau der Tunnel für die Elektrifizierung in den 1950er und 1960er Jahren (teilweise in Handarbeit und mit vergleichsweise einfachem Gerät im schwierigen Gelände), Eisgang auf dem Rhein, der Kameraschwenk auf den Rhein mit aktuellen und fast archaisch anmutenden Schiffen vergangener Epochen, Gegensätze wie „Rheingold“ als Regelzug früher und als Sonderzug heute, der Wandel der Traktion im Güter- und Personen-Verkehr in den letzten 3 bis 4 Jahrzehnten (vom Wendezug zum FLIRT), dampfgeführte Regel-Reisezüge früher und Nostalgie-Züge heute. Wer sich für ältere Lokomotiven interessiert, erfreut sich an den Baureihen 103, 111, 120, 140, 151, 155; wer Gefallen an der Moderne findet, staunt über die Vielfalt an Farben / Aufschriften moderner (Güterzug-) Loks. Es beeindruckt vor allem die Verschiedenheit durch Loks privater Bahn-Anbieter, der Betrachter staunt aber auch darüber, dass bei der BD ausgemusterte Güterzugloks hier noch eine wichtige Rolle spielen (wie die Baureihe 140 der Bayernbahn). Die Kameraführung muss im hohen Maße gelobt werden: Trotz des ständig wechselnden Zugmaterials und der Einstellungen kommt bei der Vorbeifahrt der Züge keine Hektik auf; das Auge kann verweilen, Lok-Nummern und Lok-Typ identifizieren, das Wagenmaterial in Ruhe vorbeiziehen lassen. Die kurzen Abstecher in die Seitenstrecken rechts und Link"s des Rheins sind sehenswert. Und dann natürlich die Umgebung: Der Film bietet eine großartige Gesamtschau des Mittelrheintals, und durch Totalaufnahmen (z. B. von der einen Rheinseite zur anderen) und durch Luftaufnahmen tritt die Bahn dabei zu Gunsten der grandiosen Landschaft etwas in den Hintergrund. Man glaubt fast, eine Modellbahn-Atmosphäre zu spüren, wenn in der Schau aus der Luft komplette Züge dem Fluss folgen und Orte durchfahren. Der Anblick dieses Ensembles aus Fluss, Schiffen, Bahn, Orten, Steilhängen mit Wein und Wald und die allgegenwärtigen Burgen begeistern den Betrachter (die Lärmbelästigung – siehe oben! -) bleibt dann außen vor!
Diese DVD ist eine gelungene Produktion und wird nicht nur die Freunde der Bahn, sondern auch diejenigen, der Gefallen an sehenswerten Landschaften finden, begeistern; sie ist im hohen Maße empfehlenswert.
von Peter Höhbusch
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