Dreimal von Holzkirchen ins Oberland,- nach Bayrischzell, nach Tegernsee und nach Lenggries. Dreimal wechselvolle Geschichte dreier Bahnstrecken, bei denen es mit Sicherheit nicht immer unkompliziert zugegangen ist („Integral“-Triebwagen …), wenngleich man auch in erster Linie die idyllischen Landschaften im Kopf hat und mehr oder weniger an Beschauliches und Erholung denken mag. Auch in diesem Band hat sich der Autor akribisch mit der Materie auseinandergesetzt und ein hochinteressantes Buch verfasst. Bahntechnisch und geografisch ist der Rezensent nicht unbedingt ein „Insider“ dieser Gegend, - wenn Verlag und Verfasser einen größeren Leserkreis erreichen wollen, der über die Region hinausgeht (was anzunehmen ist), dann hätte der Abdruck einer Streckenkarte sicherlich eine gute Orientierungshilfe bieten können; so hängen die Grafiken auf S. 6 etwas „in der Luft“. Sieht man von solch einer Verbesserungsmöglichkeit ab, so gelingt es dem Verfasser mit seinen Texten, den Lesern die Geschichte dieser Bahn verständlich und – der Rezensent mag dieses „Modewort“ eigentlich nicht! – spannend zu vermitteln. Dabei sind die Gründe für den Bau der Bahnstrecke höchst interessant vor dem Hintergrund der damaligen wirtschaftlichen Zusammenhänge (Holztransport, Transport von Kohle); die Ausführungen verdeutlichen die Rolle der Bahn für die Entwicklung der Region und die Förderung eines bescheidenen Wohlstands für die Anrainer. Sehr eindrucksvoll die zunehmende Rolle der Bahn für die Entwicklung des Tourismus, – wer kann sich heute noch vorstellen, dass deutsche Urlauber jahrzehntelang mit Sonderzügen nach Oberbayern gereist sind, um dort eine Woche oder zwei Wochen lang ihren Jahresurlaub zu verbringen! Der Verfasser beschreibt die DR- und DB-Zeiten: 5 inhaltlich „dichte“ Textseiten dokumentieren Bau, Betrieb und Fahrzeugeinsätze in der Zeit bis zum 2. Weltkrieg; 7 „dichte“ Textseiten geben ebenso Informationen zum Betrieb sowie zu den Fahrzeugen und zeigen ähnlich einer grafischen Kurve, wie der Verkehr mit Gütern und Personen (siehe oben: Reisebüro-Sonderzüge) in den ersten Nachkriegs-Jahrzehnten „boomte“, bis dann nach Rückgang und Abbau von Güterverkehr und Gleisanlagen – trotz neuer Schnellzug-Fernverbindungen (die dann auch bald wieder eingestellt wurden) – die Kurve nach unten zeigt; das Wort „Reform“ (Bahnreform) muss wohl nicht immer etwas Positives bedeuten! Dann befasst sich der Autor mit der Ära Bayerische Oberlandbahn und Bayerische Regio-Bahn. Der Leser mag fast Mitleid haben mit den Verantwortlichen im Hinblick auf Beschaffung und Betrieb der „Integral“-Triebwagen; hier hat der Verfasser ganze Arbeit bei der Recherche geleistet und (vielleicht absichtlich?) deutlich gemacht, dass bei der Umstellung auf hochmoderne (und leider auch hochsensible) Fahrzeuge unter bestimmten Voraussetzungen (Unterlassungen / Fehlende Erprobung) Probleme auftreten können. Glücklicherweise haben die Fahrgastzahlen deutlich zugenommen, und der Leser (und der Rezensent) wünschen nach Lektüre dieses Kapitels der Bahn uneingeschränkt eine gute Zukunft. „Von Holzkirchen nach Lenggries“ ist reich bebildert; je nach der thematisierten Epoche folgen auf die Textseiten sehr eindrucksvolle und authentische / typische Fotos (zuerst in Schwarz/Weiß, dann in Farbe, halbseitig), die die in den Texten beschriebenen Sachverhalte anschaulich dokumentieren,- Texte und Fotos bilden eine Einheit. Dazu bieten ausführliche Bildtexte zusätzliche Infos zu Bedingungen vor Ort, zu den Loks, zu den Wagenparks, zu transportierten Gütern, zum Wohin und Woher der Züge sowie zu technischen Anlagen in den Bahnhöfen. Texte zu den Bahnhöfen und Haltestellen an der Strecke werden vervollständigt durch Gleispläne (vor der unseligen Abbau-Phase in den 1980er und 1990er Jahren) sowie durch Fotos; historische Fahrpläne und Dokumente dienen als willkommene und interessante „Garnierung“. 3 abschließende Kapitel möchte der Rezensent noch nennen: Da sind der Abschnitt über die weitere Verwendung der „Integral“-Triebwagen, der Bericht über das Bahnbetriebswerk Lenggries, die dort geleisteten und auch überregional bedeutenden Arbeiten sowie den Stellenwert des BW als Arbeitgeber in der Region und schließlich der Abschnitt über das Eisenbahnunglück bei Warngau im Jahr 1975.
Dies ist ein sehr informatives, interessantes und lesenswertes Buch; hier wird eine Region mit ihrer Eisenbahngeschichte von der Vergangenheit bis zur unmittelbaren Gegenwart eindrucksvoll präsentiert.
Unbedingt empfehlenswert mit *** von Peter Höhbusch
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